Polizeiliche Interaktionen mit Jugendgruppen (bis Ende 2024 projektiert)
2048 - Die Polizei der Zukunft: Selbsterzählung einer Organisation
Bürgerdialog "Polizei und Quartier" in St. Pauli-Süd / Balduintreppe, (2022, 2023, fortlaufend), dazu u.a.: "Community Policing, Legitimität und Bürgernähe in hoch belasteten Stadtteilen"
Pilotprojekt, das ich für konfliktbelastete urbane Brennpunkte entwickelt habe: Die Kooperation zwischen Polizei, der lokalen Nachbarschaft und zivilgesellschaftlichen Initiativen soll gestärkt und Legitimitätsdefizite abgebaut werden. Start: Frühjahr 2022.
Im Sozialraum St. Pauli-Süd ist eine permanente Konfliktsituation entstanden, die allein mit polizeilichen Mitteln nicht lösbar ist und in der die Polizei zum Akteur im Konflikt geworden ist. Die sichtbaren Folgen irregulärer Migration und prohibitiver Drogenpolitik konzentrieren und überlappen sich an einem hoch belasteten Ort, an dem der Polizei ein tiefsitzendes Misstrauen entgegenschlägt. Jenseits des Konflikts sind die Spannungen zwischen unterschiedlichen Interessengruppen unter den Anwohnern groß. Das Programm setzt gruppenübergreifend und auf lokaler Ebene an, um Beziehungen zwischen Polizei und lokalen Gemeinschaften sowie zwischen Interessengruppen, die sich kulturell und politisch unterscheiden, zu reparieren und aufzubauen, Vertrauen und Toleranz zu steigern und das Niveau der Ablehnung und Vorbehalten gegen die Polizei zu verringern. Vorurteile sollen abgebaut und Themen und Bedürfnisse des Quartiers gemeinsam bearbeitet werden.
„Die Zusammenarbeit mit Frau Dr. Maurer war von hoher Akzeptanz und Vertrauen geprägt. Hervorzuheben sind insbesondere die pragmatischen Ansätze, die für jemanden, der wie ich als Polizist eher lösungsorientiert ist, sehr hilfreich sind. Durch ihre außergewöhnliche Differenziertheit und Klarheit schafft sie es auch, in zumindest aus kommunikativer Sicht schwierigem Milieu, in einem sehr knapp bemessenen Zeitrahmen sehr positive Ergebnisse zu erzielen.“ (Polizeilicher Leiter der FOSPOL der Akademie der Polizei Hamburg, Kriminaldirektor)
In der Hamburger Hafenstraße kollidieren Polizei und linksautonome Bewohner seit den frühen 1980er Jahren. In jüngerer Zeit erhöhten Änderungen auf der Makroebene (vor allem im BtM-Strafrecht und die Aufhebung der Residenzpflicht für Geflüchtete) die Präsenz von Drogenhändlern auf der Straße und damit den Polizeieinsatz. Das Verhältnis zur Polizei im Quartier zwischen Reeperbahn und Elbe ist auch heute sehr strapaziert und das Misstrauen gegenüber der Polizei ist hoch: Die Gewalteskalationen während des G20-Gipfels 2017 wurden nie mit den Betroffenen aufgearbeitet, das polizeiliche Instrument "Gefährlicher Ort" im Wohnviertel schränkt verstetigt Bürgerrechte ein. Die Bündelung polizeilicher Ressourcen zu einer Task Force zur Eindämmung öffentlich wahrnehmbarer Drogenkriminalität ist in den Augen vieler Anwohner rassistisch motiviert, weil die Adressaten polizeilicher Strafverfolgung oft dunkelhäutige Menschen sind. Doch nicht nur Teile der Anwohnerschaft und Polizei stehen sich gegenüber: Der Nachbarschaft gelingt es nicht, Konflikte untereinander und unterschiedliche Wahrnehmungen der Situation zivil und respektvoll zu adressieren: die polarisierten Haltungen gegenüber dem Polizeieinsatz befeuern ein Klima der Intoleranz, demokratiefeindliche Haltungen, und Mobbing unter Nachbarn. Zugleich zehren polizeiintern ein reines Berufen auf die Legalität und Rechtmäßigkeit des Einsatzes an Motivation und Sinnstiftung. Forschungsbericht im Volltext
Die ethnographische Studie nimmt nicht nur die vordergründigen Interessen- und Repräsentationskonflikte in den Blick, sondern analysiert auch gruppeninterne Konfliktlinien und die Zerrissenheit innerhalb der Konfliktparteien. Organisationssoziologisch interessant sind die je nach Organisationsform der Konfliktparteien unterschiedlichen Herangehensweisen an Konfliktaustragung: hierarchisch vs. kontingente Netzwerke vs. Selbstverwaltungsanspruch und Plenum. Meine These zu Konflikten bestätigte sich auch hier (mal wieder): Wenn ein Konflikt zwischen zwei Gruppen aufbricht und eskaliert, kaschiert er zugleich ungeklärte Machtkämpfe, Zielkonflikte oder Ressourcenknappheit innerhalb der beteiligten Intra-Gruppen.
„I have worked with armed groups for over 35 years. I am honoured to have worked with Nadja for over 3 years with these same groups. The training programmes developed by Nadja and her ability to develop relationships with the leadership of these groups were major factors which led directly to two of the main armed groups going on ceasefire. The leaderships of two of these groups have expressed their appreciation of Nadja´s work and her contribution to their moving away from violence. Nadja has a range of personal and professional skills that are an envy to those who work with people who are outside and at the extreme of society." (Director Conflict Resolution Services Ireland, North of Ireland)
Als ich vor einigen Jahren mit einer militanten und aktiven Splittergruppe arbeitete und diese dazu befähigte, ihre Ziele in der Zukunft mit friedlichen Mitteln zu verfolgen und einen Waffenstillstand zu erklären, faszinierte mich vor allem, wie wichtig der Glaube der Mitglieder an die „Sache“ ist und wie enorm Sinnstiftung und Werte als Ressourcen sind: Terrororganisationen zahlen ihren Mitgliedern kein Geld, die Mitgliedschaft erfordert einen extrem hohen persönlichen Preis und überdurchschnittliche Opferbereitschaft - dies sind neben oft hohen Gefängnisstrafen und Überwachung vor allem eine extreme Marginalisierung in der Mehrheitsgesellschaft. Die Mitglieder verschreiben sich dem Organisationsziel vollständig.
In Nordirland gibt es trotz (oder wegen) des Friedensprozesses noch immer bewaffnete Gruppen, für deren Mitglieder eine Friedensdividende ausgeblieben ist. Diese Gruppen stehen in offener Opposition zum Friedensabkommen, und Strukturen des Paramilitarismus leben fort. Neben Gewaltdrohungen an die Exekutive des Staates (aka Terrorismus) produziert vor allem die von ihnen verübte gewaltsame Selbstjustiz auf der lokalen Mikroebene Leid, Terror und Verletzungen. Mit "Articulating political dissent" habe ich ein Training entwickelt, in dem Themen wie Gruppenidentität, Gewalthandeln, Machtressourcen, und interne Konflikte mit den Mitgliedern und mit der Führungsriege bearbeitet wurden. Die Herausforderung war, die Gruppe als Ganze und darin den Einzelnen "voranzubringen" und zu befähigen, Alternativen zu bewaffneter Gewalt zu entwickeln. Befürchtungen vor Bedeutungsverlust, die Normalisierung von Gewalt, Disempowerment (das Niederlegen von Waffen ist zweifelsohne erst einmal eine Entmächtigung) mussten sensibel adressiert und gemeinsam positive gesellschaftlich relevante Rollen entwickelt, projektiert und verankert werden.
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